
New York Public Library
In New York liegt eine der größten Bibliotheken der Welt: Die New York Public Library beherbergt 51 Millionen Werke. Sie war unser erstes Ausflugsziel in New York. Schon vor dem Gebäude stechen die beiden großen steinernen Löwen Fortitude und Patience ins Auge. Sie tragen um die Weihnachtszeit immer Kränze um den Hals. Außerdem sahen wir kleinere Kränze um den Hals von Büsten im Inneren. Das beeindruckende Beaux Arts Gebäude wird durch eine hohe Halle betreten. Einige Lesesäle, so zum Beispiel ein Zeitungslesesaal liegen im Erdgeschoss, der große Lesesaal im ersten Stock. Auch die Durchgangshalle im ersten Stock ist sehr beeindruckend. Das Büchermagazin jedoch, in dem der Großteil der Bücher liegt, befindet sich in einem nachträglichen Erweiterungsbau unterhalb des angrenzenden Bryant Parks und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Werke werden an Tresen ausgegeben. Es handelt sich außerdem um eine Präsenzbibliothek, deren Exemplare das Gebäude nicht verlassen.
Die New York Public Library hat ein Exemplar der originalen (B42) Gutenberg-Bibel. Den Wettbewerb der Gutenberg-Bibeln gewinnt jedoch eine zweite New Yorker Institution: Die Morgan Library.
Pierpont Morgan Library
sDiese von Jean Pierpont Morgan begründete Institution beherbergt nämlich deren drei, darunter eines der besonders raren Pergament-Exemplare. Der Ursprung der Bibliothek und ihrer Sammlung ist jedoch ein ganz anderer. Sie entstand nämlich als Hobby des berühmten US-Bankiers J.P. Morgan. Unsere Bibliotheks-Führerin bezeichnete sie als seine “Man Cave”. Für mich war eine Man Cave bisher ein verstaubter Kellerraum, in dem der Herr des Hauses dem ungestörten Handwerken, Fernsehen und Biertrinken nachgehen kann. Das Hauptgebäude der Morgan Library jedoch vermittelt den Charakter eines antiken römischen Palazzos mit edelsten Gesteinen, Mosaiken und hohen Säulen.
Im Gebäude der Bibliothek sind Raritäten aus den Sammlungen Morgans zu besichtigen, so zum Beispiel eine spannende Kollektion von Rollsiegeln, Jahrtausende alt und Zeugen der sehr hoch stehenden künstlerischen und handwerklichen Entwicklung der damaligen Zeit. Auch das Arbeitszimmer J.P. Morgans ist zu besichtigen, in dem der mächtige Privatbankier Geschichte geschrieben hat.
J.P. Morgans Arbeitszimmer – ein Ort der Geschichte
Als in der Börsenpanik des Jahres 1907 ein Bank-Run auf die Trust Company of America begann, organisierte Morgan zunächst einen Verkauf von Aktiva des Unternehmens, sodass die Bank bis zum Ende des Geschäftstages liquide blieb. Dies war aber nicht ausreichend und Morgan wusste wohl, dass mehr Geld nötig war, um ein Überleben durch und über den kommenden Tag sicher zu stellen. In der Nacht versammelte er die Präsidenten der anderen Trust Companies, verschloss die Tür und ließ sie nicht mehr heraus, bis sie um Mitternaht zustimmten, Kredite von 8 1/4 Millionen $ auszugeben, was der Bank über den nächsten Tag half. Am Morgen des Folgetages zahlte Cortelyou um die 25 Millionen bei unterschiedlichen New Yorker Banken ein, John D. Rockefeller, der reichste Mann in Amerika, zahlte weitere 10 Millionen bei Stillman’s National City Bank ein, was sie auf einen Schlag zur Bank mit den größten Reserven aller New Yorker Banken machte. Diese Aktionen halfen die Bank-Runs zu überwinden und waren auch der Anfang vom Ende der Börsenpanik.
J.P. Morgans Mancave ging übrigens testamentarisch an Morgans Sohn über, der jedoch der testamentarischen Empfehlung seines Vaters nachkam und das Gebäude samt der hierin enthaltenen Sammlung der Öffentlichkeit übergab.
Knapp zwei Jahre nach diesem Besuch durfte ich den Prunksaal der Hofburg und Nationalbibliothek Wien besuchen und fühlte mich trotz ganz anderen Stils und Bau in einer weit früheren Zeit durch dessen Pracht und Dimensionen an diese beiden Bibliotheken erinnert.
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